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Geschichte Kroatiens

Schon immer trafen in Kroatien die Interessen unterschiedlicher Herrscher und Stämme, Völker und Kulturkreise aufeinander, schon immer bildete Kroatien einen Grenzbereich zwischen mehreren Völkern und Kulturen. Als beispielsweise die Kroaten in das heutige Staatsgebiet einwanderten, verlief hier bereits die Grenze zwischen Oströmischem und Weströmischem Reich. Die Römer ihrerseits hatten etwa im 2. Jahrhundert v.Chr. die Griechen verdrängt, die hier bereits seit etwa dem 8. Jahrhundert v.Chr. lebten (und ihre Spuren beispielsweise in Split hinterließen). Die Kroaten waren im 6. Jahrhundert vom byzantinischen Kaiser zu Hilfe gerufen worden, um gegen die Awaren, ein zentralasiatisches Reitervolk, vorgehen zu können. Die hilfreichen Kroaten kamen – und blieben. Das erste kroatische Königreich entstand im Jahr 924, an seiner Spitze stand Tomislav, der erste König in der Geschichte der Südslawen.

Das junge Königreich musste sich schon bald gegen die Magyaren verteidigen, was auch bis ins Jahr 1102 erfolgreich gelang. Dann aber sorgte ein Abkommen, Pacta conventa, für eine Personalunion, besiegelt durch die Krönung des ungarischen Königs Koloman zum kroatischen König. Die kroatischen Adligen allerdings behielten viele ihrer Rechte, das kroatische Gebiet stand mit eigener Verwaltung unter der Herrschaft eines Ban, eines kroatischen Befehlshabers.

Seit dem späten Mittelalter standen Dalmatien und auch Teile von Istrien unter der Herrschaft der Venezianer, noch heute zeugen viele prunkvolle Häuser und venezianische Festen davon. Etwa in der Mitte des 15. Jahrhunderts jedoch befanden sich die Osmanen auf dem Vormarsch. Kroatien, das „Bollwerk Europas“ gegen die Osmanen, rief die Habsburger Herrscher um militärischen Beistand an und so kämpften Venezianer, Habsburger und Osmanen erbittert um die Vorherrschaft auf diesem Teil des Balkans. Zahlreiche Schlachten später hatten die Habsburger die Oberhand errungen, große Teile Kroatiens fielen so unter habsburgerische Verwaltung. Allerdings erhielten die neuen Reichsteile einen Sonderstatus: Aus politischen Gründen wurden sie nicht ins Habsburger Reich eingegliedert, sondern bildeten ab 1745 ein separates Kronland, das Königreich Kroatien und Slawonien, das zur ungarischen Reichshälfte der K.u.K.-Monarchie gezählt wurde.

Natürlich war dieser Zustand für die Kroaten aber auf Dauer nicht haltbar: Rufe nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung wurden besonders im 19. Jahrhundert immer lauter. Dieselben Kräfte strebten zudem eine Vereinigung der Südslawen und eine Standardisierung der kroatischen Sprache an. Symbolfigur der als Illyrismus bekannten Zeit war Ban Josip Jela?i?. Der Österreichisch-Ungarische Ausgleich und der Ungarisch-Kroatische Ausgleich im Jahr 1867 jedoch machten diese Bestrebungen erst einmal zunichte. Kroatien-Slawonien erhielt im Rahmen des Ausgleichs zwar mehr Autonomie, die Vereinigung mit dem Königreich Dalmatien jedoch blieb dem Kronland versagt.

Nach dem Ende des ersten Weltkrieges sahen die Kroaten ihre Chance gekommen und forcierten die Loslösung von Österreich-Ungarn. Aber sie hatten nicht mit Italien gerechnet: Die Italiener nämlich beriefen sich auf den Vertrag von London 1915 und besetzten die Gebiete an der Ostküste Kroatien-Slawoniens. Dieser Schritt schließlich bewog den Nationalrat der Slowenen, Kroaten und Serben zur schnellen Gründung des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen im Jahr 1918. Aber die lange angestrebte Vereinigung zeigte schnell ihre Schattenseiten: Viele Kroaten lehnten die Monarchie ab und tendierten eher zur Gründung einer Republik. Als das neu gegründete Königreich per Verfassung zentralisiert und die historisch gewachsenen Provinzen aufgelöst wurden, regte sich Widerstand in den Reihen der Kroaten – schließlich sicherte dieser Schritt den Serben de facto die Vorherrschaft im Königreich. In der Folge löste König Aleksandar I. schon im Jahr 1929 das Parlament auf und regierte „sein“ Königreich Jugoslawien fortan diktatorisch mit Unterstützung serbischer Offiziere bis 1941. Als Gegenpol formierte sich die Ustaša, eine faschistische Bewegung unter Ante Paveli?, die die weiteren Geschicke des Landes schon bald beeinflussen sollte.

Am 10. April 1941, vier Tage nach dem Überfall auf Jugoslawien, marschierte die Wehrmacht in Zagreb ein. Angesichts der aussichtslosen Lage kapitulierte das Königreich am 17.April 1941, was Ante Paveli? und seine Ustaša -Bewegung in den Mittelpunkt des Interesses rückte. Schon mit dem Einmarsch der Wehrmacht hatte der Ustaša -Führer den Unabhängigen Staat Kroatien ausgerufen, in dem er in Windeseile eine faschistische Diktatur etablierte. Was nun folgte, gehört zu den dunklen Kapiteln in Kroatiens Geschichte: Nicht nur kroatische Antifaschisten sondern auch Roma, Serben und Juden wurden wie auch in Deutschland systematisch verfolgt und ermordet. In Konzentrationslagern wurde vernichtet, was nicht ins faschistische Weltbild passte. Natürlich rührte sich in der kroatischen Bevölkerung schnell Widerstand gegen diesen Wahnsinn, bis 1943 konnte die Partisanenbewegung, unter anderem unter Führung von Tito, große Teile des Landes unter ihren Einfluss bringen.

Geschichte Kroatiens

Geschichte Kroatiens ©iStockphoto/anshar73

Tito war es auch, der die Geschicke des Landes nun lenken sollte: Er regierte die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien, die 1963 aus der nach Kriegsende gegründeten Föderativen Volksrepublik Jugoslawien hervorgegangen war.

Schon in den 1950er und 1960er jedoch drohte neues Ungemach aus den Reihen der Kroaten: Vor allem kroatische Intellektuelle waren es, die Forderungen nach mehr Autonomie und Öffnung hin zum Westen laut äußerten. Die daraus resultierende Bewegung „Kroatischer Frühling“ wurde zwar 1971 niedergeschlagen, aber nach dem Tod Titos 1980 nahmen die Spannungen zu. Bis ins Jahr 1991 spitzten sich die Ereignisse zu: Franjo Tu?man, ein Weggefährte Titos, engagierte sich stark für ein unabhängiges Kroatien und gründete mit der Zulassung eines Mehrparteiensystems im geschwächten Jugoslawien die Kroatische Demokratische Gesellschaft (HDZ). Trotz aller Proteste der serbisch stämmigen Bevölkerung gewann die HDZ die Mehrheit aller Parlamentssitze. In der Folge erklärte Tu?man nach einem erfolgreichen Referendum im Juni 1991 die Unabhängigkeit Kroatiens, die auch international erkannt wurde. Aber er hatte nicht mit dem serbischen Teil der Bevölkerung gerechnet: Kurz nach der Unabhängigkeitserklärung forcierte die unter serbischem Kommando stehende Jugoslawische Volksarmee die militärische Besetzung kroatischer Gebiete, selbst wenn nur ein sehr geringer Anteil serbisch stämmiger Bevölkerung dort zu finden war. In der Folge litten Serben und Kroaten bis 1995 gleichermaßen unter einem Krieg, der bis heute seine Spuren hinterlassen hat: Wunderschöne alte Städte wurden zerstört, Landminen bedrohen bis heute Gesundheit und Leben in entlegeneren Teilen Kroatiens und Serbiens. Erst mit dem Vertrag von Dayton 1995 endete der kroatische Unabhängigkeitskrieg.

Ein Jahr nach Kriegsende trat Kroatien dem Europarat bei. Seitdem befindet sich das Land wirtschaftlich im Aufschwung. Seit 2000 gilt Kroatien als EU-Beitrittskandidat, die Beitrittsverhandlungen werden voraussichtlich im Jahr 2009 abgeschlossen sein.

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