Crveno Jezero / Roter See
Der rote See in der Nähe des Städtchens Imotski in Dalmatien nahe der Grenze zu Bosnien und Herzegowina ist sicherlich nicht so bekannt wie der Grand Canyon in den USA oder die Geysire von Island – und trotzdem gehört er zu einer der interessantesten geologischen Sehenswürdigkeiten der Welt. Grob umrissen könnte man sagen, der rote See ist das größte mit Wasser gefüllte Loch der Erde – gut, das klingt jetzt nicht unbedingt spannend.
Bei genauerem Hinsehen allerdings entpuppt er sich als geologisches Wunderwerk: Leuchtend rotes Gestein, das dem roten See auch seinen Namen verlieh, stürzt spektakuläre 200 Meter senkrecht in die Tiefe, wo ein tiefblau schimmernder, fast kreisrunder See liegt. Der See selbst ist etwa 300 Meter tief, allerdings schwankt sein Pegel im Laufe des Jahres um etwa 30 bis 50 Meter. Knapp unter der Wasseroberfläche offenbart der rote See seinen ganzen Zauber: In etwa 15 Meter Tiefe findet sich der Eingang zu einem weit verzweigten Höhlensystem, teilweise luftgefüllt, teilweise wassergefüllt. Hier, aber auch im See selbst finden sich unzählige Tierarten, zum Teil endemisch.
Der rote See ist eine sogenannte Einsturzdoline: Über Jahrtausende frisst sich Wasser durch den Untergrund, seine Kohlensäure zersetzt Gestein wie Kalkstein, Dolomit oder Marmor. Höhlen entstehen, ganze Höhlensysteme mit unterirdischen Seen, aber auch Klüfte und Schlote. Eine Bewegung der Erdkruste, etwa ein kleines Erdbeben, reicht schon aus und die unterirdischen Höhlenwände und -decken brechen zusammen. Was bleibt sind Einsturzdolinen wie der rote See, oftmals spektakulär anzusehen und für Besucher wie Forscher ein spannendes Ziel.
Leider führt kein Weg, nicht einmal ein Trampelpfad hinunter zum roten See. Wer Baden möchte, fährt deswegen zum nahe gelegenen blauen See (Plavo Jezero), ebenfalls eine Einsturzdoline, deren Krater größer und besser zugänglich, allerdings nicht weniger beeindruckend ist. Der blaue See hat keinen Zufluss und speist sich allein aus Niederschlägen – was zur Folge hat, dass er in sehr heißen, trockenen Jahren austrocknet und auf dem Seeboden Fußballspiele stattfinden.