Der Limski Fjord in Istrien
Kroatien wird als Reiseziel immer beliebter. Einer der Gründe liegt auf der Hand: Im europäischen Vergleich ist ein Urlaub dort immer noch relativ günstig. Doch auch landschaftlich gilt Kroatien als sehr reizvoll. Istrien beispielsweise ist ein Paradies für Sonnenanbeter und Reisende, die mediterranes Flair und ein angenehmes Klima genießen möchten.
Die Halbinsel liegt im nördlichen Teil Kroatiens und besteht aus einem kroatischen und einem slowenischen Teil. An der Westküste hat sich, bedingt durch die wechselvolle Geschichte des Landes, eine größere italienische Minderheit angesiedelt. Insgesamt erstreckt sich Istrien über eine Gesamtfläche von 3.476 km². Die Küstenlinie Istriens wird immer wieder unterbrochen von ausgedehnten Buchten, die größtenteils weit bis ins Innere des Landes reichen. Die Kanäle ähneln Fjorden, daher werden sie inoffiziell auch oft als solche bezeichnet. Der bekannteste und vielleicht auch sehenswerteste unter ihnen ist der Limski-Fjord bzw. Limski-Kanal, zwischen Rovinj und Vrsar idyllisch an der Westküste Istriens gelegen. Lange Zeit galt die Region als Drehort für einige Winnetou-Filme – das ist falsch, allerdings bietet sich die Region aufgrund der größtenteils unberührten Landschaft und der vielen Spuren antiker Baukunst als Filmkulisse durchaus an.
Der Limski-Fjord und sein Ursprung
Aus geologischer Sicht handelt es sich beim Limski-Kanal und keinen Fjord. Entstanden ist der Meeresarm durch den Fluss Pazinčica, der sich vor mehreren Millionen Jahren seinen Weg durch die Küstenregion bahnte, um schließlich in die Adria zu münden. Insgesamt ist der Limski-Fjord zehn Kilometer lang. Ärchäologische Funde in der Region lassen darauf schließen, dass schon in der Jungsteinzeit Menschen dort siedelten. Rechts und links des Fjords befinden sich grüne, ursprüngliche Hügellandschaften – ein Traum für Naturliebhaber und Wanderer. In der Antike trennte der Limes das Gebiet zwischen Poreč und Pula in zwei Teile und diente daher als Namensgeber für den Kanal. Leider ist das ehemalige Römer-Kastell heute nicht mehr erhalten.
Die Uferregion des Fjords ist geprägt durch zahlreiche Muschel- und Fischzuchten. Dies lässt sich durch den hohen Sauerstoffgehalt des Wasser erklären. Stark sauerstoffhaltiges Wasser bietet optimale Lebensbedingung für Wasserbewohner aller Art. Wer ein wenig Glück hat, kann auf einer Ausflugsfahrt mit dem Boot sogar Delfine beobachten.
Heute gehört das ganze Gebiet rund um die Limbucht zu einem riesigen Naturschutzgebiet. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es jedoch: Das Schwimmen im Limski-Fjord ist fast überall streng verboten, ebenso das Angeln. Um Strandurlaub zu machen und ein Bad im Meer zu genießen, müssen Besucher sich Richtung Rovinj oder Poreč orientieren. Dort gibt es viele saubere Strände, die auch im Sommer nicht überlaufen sind.
Sehenswerte Orte rund um den Limski-Kanal – die Romualdo-Höhle
Zu den touristischen Highlights in der Limski-Region gehört die sogenannte „Romualdo-Höhle“. Die Höhle liegt in knapp 100 Metern Höhe in der Nähe der Ortschaften Lim und Viking und ist gut mit dem Auto zu erreichen. Die Höhle selbst lässt sich problemlos zu Fuß erforschen, da man aufrecht darin stehen und gehen kann. Ungewöhnlich sind die klimatischen Bedingungen, die in der Höhle herrschen. Die Temperatur im Inneren beträgt ganzjährig 14 Grad Celsius, nur die Luftfeuchtigkeit schwankt je nach Jahreszeit zwischen 47 Prozent im Sommer und fast 90 Prozent im Winter während der Regenzeit.
Ihren Namen erhielt die Höhle, weil um 1000 nach Christus der heilige Romualdo von Ravenna eine lange Zeit dort lebte. Der ehemalige Benediktinermönch war zu diesem Zeitpunkt bereits berühmt für seine hellseherischen Kräfte und seine gewirkten Wunder. Romualdo baute ein Kloster oberhalb des Limski-Fjordes, entschied sich dann aber für ein Leben als Einsiedler in der Höhle. Der einzige Mensch, zu dem er Kontakt hielt, war ein einheimischer Hirte, denn der Großteil der Bevölkerung war der Ansicht, dass die Höhle von Geistern und Dämonen bewohnt sei.
Nachdem der heilige Romulado die Höhle verlassen hatte, wurde sie zu einer Pilgerstätte für Priester und Gläubige. Im Jahr 1978 untersuchten erstmals Forscher die Höhle gründlich. Dabei stießen sie auf Belege, dass dort schon in der Steinzeit Menschen gelebt haben müssen. Man fand zahlreiche Knochen von über 40 Tierarten, unter anderem von Wildpferden, Hyänen, Schneehasen, Hirschen und Leoparden. Eine weitere Besonderheit der Höhle: Sie ist nur auf der linken Seite bemalt, die rechte Wand der Höhle zeigt jedoch keinerlei Spuren von Kunstwerken, die von Menschenhand geschaffen wurden. Über eine Erklärung für dieses Phänomen Streiten sich Wissenschaftler seit langem. Heute beherbergt die Romualdo-Höhle eine vom Aussterben bedrohte Fledermausart.
Neben der Romualdo-Höhle existieren noch zahlreiche andere Höhlen in der Region rund um den Limski-Kanal. Viele von ihnen sind nur mit dem Schiff zu erreichen, allerdings bieten auch zahlreiche Einheimische für relativ kleines Geld Bootstouren für Touristen an – zwischen 15 und 25 Euro kostet eine Fahrt. Vom Schiff aus bietet sich Besuchern eine großartige Aussicht. Den besten Blick über die Bucht erhält man von der nördlichen Seite des Kanals – und wer hungrig ist, kehrt nach dem Ausflug in eines der vielen charmanten Hafenlokale ein, die überall rund um den Fjord zu finden sind. Vor allem eine große Auswahl an schmackhaften Fischspezialitäten und Meeresfrüchten wird dort geboten.
Dvigrad und Kanfanar – auf den Spuren mittelalterlicher Siedlungen
Die Stadt Kanfanar liegt im Lim-Tal. Ganz in der Nähe befinden sich die Überreste einer mittelalterlichen Stadt namens Dvigrad. Das am besten erhaltene Gebäude Dvigrads ist die Kirche der Heiligen Sophia. Jahrhunderte lang war die Stadt eine reiche und bedeutende Handelsmetropole, weil sie strategisch günstig lag und vom Seehandel profitierte. Doch dann wurde Dvigrad im 17. Jahrhundert von einer folgenschweren Pestepidemie heimgesucht. Daraufhin verließen die meisten Überlebenden die Stadt und siedelten sich in dem nur wenige Kilometer entfernt liegenden Ort Kanfanar an.
Die Ruinen der Stadt Dvigrad bieten eine großartige Kulisse für tolle Urlaubsfotos.
Kultur und Geschichte erleben – ein Besuch in Pula
Eine der größeren Städte in der Region rund um den Limski-Fjord ist sie Stadt Pula. Neben kroatisch wird dort offiziell auch italienisch gesprochen. Pula ist vor allem für historisch interessierte Reisende einen Besuch wert. An jeder Ecke stößt man auch heute noch auf Überreste der römischen Geschichte der Stadt. „Colonia Pietas Iulia Pola“ nannten die Römer ihre Siedlung und errichteten eine mächtige Stadtmauer und mehrere Theater. Das Amphitheater ist noch gut erhalten und gilt als Wahrzeichen der Stadt. Einst fanden 23.000 Menschen Platz darin, daher gehört es zu den größten antiken Theatern der Welt. Zahlreiche historische Fundstücke aus der Region lassen sich im Archäologischen Museum Istriens bewundern.
Bis 1918 gehörte Pula zu Österreich-Ungarn. Die Stadt war wertvoll für die K.u.K.-Monarchie, denn sie garantierte einen dauernden Zugang zum Meer. Von 1918 bis 1945 besetzte Italien ganz Istrien – das ist der Grund, warum bis heute in der Region zahlreiche Italiener leben und italienisch offiziell die zweite Amtssprache ist. Unweit von Pulas Küste befindet sich der Nationalpark Brijuni, der aus 14 Inseln besteht. Sportliche Besucher können die Stadt auch mit dem Fahrrad erreichen. Sie ist der Endpunkt einer Radstrecke, die sich von Danzig aus über Tschechien und Österreich bis nach Kroatien erstreckt.
Istrien und der Limski-Fjord – ein Urlaubserlebnis für jeden Geschmack
Istrien gehört rund um den Limski-Kanal zu den schönsten Urlaubsregionen Kroatiens. Der Fjord selbst ist ein kleines Naturwunder, noch beeindruckender aber sind die Höhlenlandschaften an dessen Ufern. Einige dieser Höhlen kann man auch ohne spezielle Ausrüstung erkunden, da sich sogar ein Erwachsener aufrecht darin fortbewegen kann.
Wer es actionreicher mag, tobt sich in einem der Kletterparks aus oder plant eine Mountainbike-Tour an der Küste des Fjords entlang. Geschichte und Kultur hautnah erleben kann man in den antiken römischen Küstenstädten wie Pula oder Rovinj. Die meisten dieser malerischen Städte überzeugen außerdem durch schöne Strände und eine hohe Hoteldichte. Daher lohnt sich eine Reise nach Istrien auch für Familien mit Kindern jeden Alters – besonders dann, wenn das Reisebudget begrenzt ist. Da die Region aber touristisch mittlerweile gut erschlossen ist, ist die Verständigung kein Problem – englisch versteht fast jeder, italienisch sowieso.